Für Fachpersonal:
Die Neuritis vestibularis gehört zu den häufigsten Ursachen akuter peripherer Schwindelsyndrome. In den meisten Fällen ist ausschließlich der superiore Anteil des Nervus vestibularis betroffen (sUVP). Eine neue Studie von Best et al. (2025) konnte jedoch zeigen, dass bei rund einem Drittel der Patient:innen auch der inferiore Anteil mit betroffen ist (s+iUVP) – mit signifikanten Auswirkungen auf Schweregrad und Langzeitprognose.
Zentrale Studienergebnisse:
- 36 % der 96 UVP-Patient:innen wiesen eine kombinierte Läsion (s+iUVP) auf.
- Diese Gruppe zeigte:
- Stärkere Abweichung der subjektiven visuellen Vertikalen (SVV)
- Erhöhte okuläre Torsion (OT)
- Höhere Rate an pathologischen Head-Impulse-Tests (HIT)
- Signifikant reduzierte cVEMP-Amplituden auf der betroffenen Seite
- Im Langzeitverlauf (Ø 4 Jahre) zeigten s+iUVP-Patient:innen höhere Werte für Angst und psychische Belastung (The Symptom Checklist-90 R and the Vertigo Symptom Scale).
Klinische Implikationen:
Eine frühzeitige Identifikation der s+iUVP-Patient:innen mittels SVV, HIT und cVEMP ist essenziell, um:
- die Prognose besser einschätzen zu können
- eine zielgerichtete vestibuläre Rehabilitation einzuleiten
- psychosomatische Folgeproblematiken frühzeitig zu erkennen
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Für Patient:innen – einfach erklärt:
Neuritis vestibularis – Wenn der ganze Gleichgewichtsnerv betroffen ist
Plötzlicher Drehschwindel, Übelkeit, Schweißausbrüche, Unsicherheit beim Gehen – das kann eine Neuritis vestibularis sein. Das ist eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs im Innenohr. Viele Menschen erholen sich gut – aber nicht alle.
Forscher:innen haben herausgefunden: Wenn der ganze Nerv betroffen ist (nicht nur ein Teil), sind die Beschwerden meist stärker – und es dauert länger, bis man sich wieder sicher fühlt.
Woran erkennt man das?
- Stärkerer Schwindel direkt zu Beginn
- Probleme mit dem Gleichgewicht, besonders im Dunkeln oder auf unebenem Boden
- Länger andauernde Unsicherheit beim Gehen
- Höheres Risiko für Ängste oder „Benommenheitsgefühl“ auch Wochen oder Monate später
Was hilft?
- Eine gute Untersuchung beim Spezialisten, um herauszufinden, wie stark der Nerv betroffen ist
- Gezielte vestibuläre Rehabilitation mit speziell geschulten Therapeut:innen
- Bei Bedarf: psychologische Unterstützung, wenn Ängste oder Unsicherheiten bleiben
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Fazit:
Eine zusätzliche Schädigung des unteren Anteils des Gleichgewichtsnervs führte bei akuter einseitiger vestibulärer Funktionsstörung zu einer verstärkten vestibulären Beeinträchtigung und könnte ein Auslöser für langanhaltende Symptome sein. Eine frühzeitige Identifikation dieser Patient:innen könnte den klinischen Verlauf verbessern, die Erholung beschleunigen und sekundäre psychosomatische Beschwerden verhindern.