Für Fachpersonal:
Bei Patient:innen mit akutem vestibulärem Syndrom (AVS) zählt die Unterscheidung zwischen Neuritis Vestibularis und einem Schlaganfall (posterior circulation stroke; PCS) zu den wichtigsten Aufgaben in der Notaufnahme. Der HINTS-Test (Head Impulse, Nystagmus, Test of Skew) hat sich dabei als sensibler als ein frühes MRT erwiesen.
🔗 Akdal G, Nham B, Kwok B, et al. Vestibular event monitoring in acute posterior circulation stroke: from emergency room to stroke unit and beyond. J Neurol. 2025;272(8):510. Published 2025 Jul 15. doi:10.1007/s00415-025-13163-4
Studiendesign:
- 80 Patient:innen mit akutem PCS und AVS-Symptomen (Schwindel, Gleichgewichtsstörungen)
- Videonystagmographie (VNG) bei Aufnahme und bis zu 9 Tage danach, insgesamt 238 Aufnahmen
- Beobachtung, ob ein Nystagmus bei der Aufnahme vorhanden war oder sich im Verlauf entwickelte
Zentrale Ergebnisse
- 47/80 Patient:innen hatten direkt bei Aufnahme einen Nystagmus (zentral- oder peripher-aussehend)
- 33/80 zeigten zunächst keinen Nystagmus; 12 davon entwickelten im Verlauf einen Nystagmus
- 21/80 blieben vollständig ohne Nystagmus
- Typ des Nystagmus blieb stabil, ohne Wechsel zwischen „peripher“ und „zentral“
Klinische Bedeutung
- Das Fehlen von Nystagmus bei Erstuntersuchung schließt einen Schlaganfall nicht aus
- Nystagmus kann sich erst verzögert entwickeln
- Ärzt:innen müssen Patient:innen stationär überwachen, nachuntersuchen und ggf. MRT einsetzen
- „Absence of evidence is not evidence of absence.“
Fazit für die Praxis
Die Studie bestätigt: HINTS in ärztlicher Hand bleibt unverzichtbar in der Akutdiagnostik. Fehlender Nystagmus darf nicht fehlinterpretiert werden – wiederholte Untersuchungen sind notwendig.
Therapeut:innen haben ihre Rolle in der Folge: Sie können die Schwere und Art der vestibulären Störung umfassend untersuchen und die Patient:innen – egal ob peripher oder zentral bedingt – gezielt rehabilitieren.
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Für Patient:innen – einfach erklärt
Schwindel in der Notaufnahme: Warum ein fehlender Nystagmus nicht immer Entwarnung ist
Plötzlicher starker Schwindel kann durch eine Entzündung im Innenohr oder durch einen Schlaganfall verursacht sein. Ein spezieller Test – der HINTS-Test – ist in der Notaufnahme oft genauer als ein frühes MRT.
📄 Akdal G, Nham B, Kwok B, et al. Vestibular event monitoring in acute posterior circulation stroke: from emergency room to stroke unit and beyond. J Neurol. 2025;272(8):510. Published 2025 Jul 15. doi:10.1007/s00415-025-13163-4
Was bedeutet das?
- Die Diagnose in der ersten, heftigen Phase des Schwindels dürfen ausschließlich Ärzt:innen stellen
- Ein Augenzittern kann sowohl bei der Innenohrentzündung als auch bei dem Schlaganfall entstehen
- Auch wenn zu Beginn gar kein Augenzittern sichtbar ist, kann es trotzdem ein Schlaganfall sein
- Deshalb sind wiederholte ärztliche Untersuchungen und oft auch ein MRT nach einigen Tagen notwendig
Und welche Rolle haben Therapeut:innen?
- Nach der Erstversorgung übernehmen speziell geschulte Vestibulartherapeut:innen die weitere Untersuchung
- Sie messen, wie stark das Gleichgewichtssystem betroffen ist
- Sie leiten gezielte Übungsprogramme zur Rehabilitation ein – egal, ob die Ursache im Innenohr oder im Gehirn liegt
Fazit
Was bedeutet das für Sie?
Bei plötzlichem starkem Schwindel gehört die erste Abklärung und Diagnose in die Hände von Ärzt:innen. Später können Ihnen spezialisierte Therapeut:innen helfen, Ihr Gleichgewicht zu trainieren und wieder Vertrauen in die eigenen Bewegungen zu gewinnen.
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