Gleichgewichtsprobleme?

Was ist eigentlich Gleichgewicht?

Vestibulärer Schwindel?

Was ist eine vestibuläre Störung?

VESTIBULÄRE STÖRUNG

Behandlung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen

Behandlung von Schwindel und Gleichgewichts- störungen

Einige Fragen und ihre Antworten rund um vestibuläre Erkrankungen.

Was ist eine vestibuläre Störung?

Zum vestibulären System gehören die Teile des Innenohrs und Gehirns, welche die Informationen, die an der Gleichgewichtskontrolle und den Augenbewegungen involviert sind, verarbeiten. Wenn eine Erkrankung oder eine Verletzung diese informationsverarbeitenden Gebiete beschädigen, kann eine vestibuläre Störung entstehen. Vestibuläre Störungen können auch durch genetische Faktoren oder Umweltbedingungen entstehen oder sich verschlimmern. Eine Entstehung aus unbekannten Gründen ist ebenfalls möglich. 

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Was genau ist Gleichgewicht?

Gleichgewicht ist die Fähigkeit den Körperschwerpunkt über den Körperstützpunkt hin aufrechtzuerhalten. Ein gut funktionierendes Gleichgewichtssystem macht es Menschen möglich, beim Bewegen klarzusehen, die Orientierung bezüglich der Schwerkraft zu ermitteln, die Richtung und die Geschwindigkeit der Bewegung zu bestimmen und durch automatische, posturale Anpassungen die Haltung und Stabilität unter verschiedenen Bedingungen und bei verschiedenen Aktivitäten zu erhalten.

Das Gleichgewicht wird durch eine komplexe Reihe von sensomotorischen Kontrollsystemen erlangt und erhalten. Zu diesen Systemen gehören der sensorische Input der Augen (das Sehen), der Propriozeption (das Fühlen / Wahrnehmen) und des vestibulären Systems (Bewegung, Gleichgewicht, räumliche Orientierung). Die Integration dieser sensorischen Inputs und der motorischen Outputs der Augen und Körpermuskeln erhalten das Gleichgewicht. Eine Verletzung, Erkrankung, oder der Alterungsprozess kann eine oder mehrere dieser Komponenten beeinträchtigen.

Die Erkrankung

Vestibuläre Störung

Das vestibuläre System besteht aus den Teilen des Innenohrs und Gehirns, die das Gleichgewicht und die Augenbewegungen kontrollieren. Wenn das System durch eine Erkrankung, durch das Altern oder eine Verletzung beschädigt ist, können vestibuläre Störungen entstehen. Diese Störungen werden mit einem oder mehreren dieser Symptome assoziiert, unter anderem:

  • Schwindel und Benommenheit
  • Ein gestörtes Gleichgewicht oder eine gestörte räumliche Orientierung
  • Sehbeeinträchtigung
  • Veränderungen des Hörens
  • Kognitive und/oder psychologische Veränderungen


Nicht alle Symptome werden bei jeder Person mit einer Innenohrstörung auftreten und ebenfalls ist das Auftreten anderer Symptome möglich. Eine Innenohrstörung kann auch präsent sein, ohne dass offensichtliche oder schwerwiegende Symptome auftreten. Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten dieser einzelnen Symptome auch aus anderen Gründen verursacht werden können.

Die Art und die Schwere der Symptome können wesentlich schwanken, beängstigend und schwer zu beschreiben sein. Menschen, die von bestimmten Symptomen einer vestibulären Störung betroffen sind, können als unaufmerksam, träge, übertrieben ängstlich oder aufmerksamkeitssuchend wahrgenommen werden. Sie können Probleme beim Lesen und einfachem Rechnen haben. Die Aktivitäten auf der Arbeit, in der Schule, tägliche Routineaufgaben oder das Aufstehen morgens, können einigen schwerfallen.

Schwindel und Benommenheit

  • Ein drehendes oder wirbelndes Gefühl; das Gefühl, dass man oder die Welt um einen sich drehe (Vertigo)
  • Leichte Benommenheit, sowie ein schwebendes oder schwankendes Gefühl
  • Das Gefühl als wäre man schwergewichtig oder als würde man in eine Richtung gezogen werden

Gleichgewicht und räumliche Orientierung

  • Gleichgewichtsstörung, stolpern, Schwierigkeit gerade zu laufen oder um eine Ecke zu biegen
  • Ungeschicklichkeit oder Koordinationsschwierigkeiten
  • Schwierigkeit eine gerade Haltung einzunehmen; die Tendenz nach unten zu schauen, um den Untergrund im Blick zu halten
  • Der Kopf wird schräg gehalten
  • Die Tendenz beim Stehen etwas anzufassen oder sich festzuhalten; oder im Sitzen sich an den Kopf zu fassen oder den Kopf zu halten
  • Empfindlichkeit gegenüber der Veränderung des Untergrunds oder des Schuhwerks
  • Muskel- und Gelenkschmerzen (aufgrund der Gleichgewichtsprobleme)
  • Schwierigkeit im Gedränge oder in großen, freien Räumen das Gleichgewicht zu halten

Visuell

  • Schwierigkeit Objekte zu fixieren oder zu verfolgen; Objekte oder Wörter auf einer Seite scheinen zu springen, zu verschwimmen oder erscheinen doppelt
  • Belebte, visuelle Umwelt wie z.B. der Verkehr, Menschenmengen oder Einkaufsgeschäfte, sind unangenehm
  • Empfindlichkeit gegenüber Licht, Grellheit und bewegende oder flackernde Lichter; fluoreszierendes Licht kann besonders unangenehm sein
  • Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Computer- oder Fernsehbildschirmen
  • Tendenz nahe Objekte zu fixieren; entfernte Objekte zu fixieren ist unangenehm
  • Erhöhte Nachtblindheit; Schwierigkeit im Dunkeln zu gehen
  • Schwache Tiefenwahrnehmung

Auditiv

  • Hörverlust; verzerrtes und schwankendes Hören
  • Tinnitus (Klingeln, Rauschen, Sausen, Zischen oder andere Geräusche im Ohr)
  • Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen oder lauter Umgebung
  • Plötzliche, laute Geräusche können Symptome wie Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen verschlimmern

Kognitiv

  • Schwierigkeit, sich zu konzentrieren oder verminderte Aufmerksamkeit; leicht ablenkbar
  • Vergesslichkeit und Kurzzeitgedächtnisstörung
  • Verwirrung, Desorientierung; Schwierigkeit, Anweisungen und Instruktionen zu verstehen
  • Schwierigkeit, dem Redner während eine Gespräches, einer Sitzung, etc., zu folgen; besonders bei lauten Hintergrundgeräuschen oder bei Bewegungen im Hintergrund
  • Mentale und/oder physische Erschöpfung, die in einem Missverhältnis zur Aktivität steht

Psychologisch

  • Verlust der Selbstständigkeit, des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls
  • Angst, Panik, soziale Isolation
  • Depression

Andere Symptome

  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Gefühl einen „Kater“ zu haben oder seekrank zu sein
  • Reisekrankheit
  • Gefühl von Fülle im Ohr
  • Kopfschmerzen
  • Undeutliche Sprache
  • Empfindlichkeit gegenüber Druck, Temperaturveränderungen oder Windströmungen
  • Schmerzen, Druck oder andere Symptome bei Ernährungsumstellung (z.B. hoher Natriumaufnahme)

Ärzte nutzen die Informationen aus der persönlichen Krankengeschichte und die Befunde der körperlichen Untersuchung als Grundlage, um diagnostische Tests anzuordnen, womit sie die Funktion des vestibulären Systems untersuchen und alternative Ursachen der Symptome ausschließen.

Spezifische Tests einer vestibulären Dysfunktion

Ein gutes Gleichgewicht und ein klares Sehen sind auf eine enge Verbindung zwischen den vestibulären Organen und den Augen angewiesen. Kopfbewegungen oder andere Stimulationen des Innenohrs, senden über das Nervensystem Signale zu den Augenmuskeln; dies wird „vestibulookulärer Reflex“, kurz VOR, genannt. Der VOR erzeugt normalerweise Augenbewegungen, die für eine klare Sicht bei Kopfbewegungen sorgen.

Elektronystagmographie (ENG)

Die ENG ist eine Testbatterie bestehend aus Augenbewegungsanalysen, die durch die Messung des Nystagmus (ein Typ von unwillkürlichen Augenbewegungen) und anderen Augenbewegungen, nach Anzeichen einer vestibulären Dysfunktion oder neurologischen Problemen suchen. ENG Tests sind bei Menschen mit Schwindel und/ oder Gleichgewichtsstörungen, die am häufigsten durchgeführten Tests, obwohl die Testbatterie und einige Testmethoden sich von Untersucher zu Untersucher stark unterscheiden können.

Während der ENG werden die Augenbewegungen über kleine Elektroden, die auf die Haut um die Augen platziert werden, aufgezeichnet und analysiert. Die Elektroden sind selbstklebend, ähnlich einem Pflasterverband. Alternativ können die Augenbewegungen durch eine Videonystagmographie (VNG) aufgezeichnet werden. Dies geschieht über eine infrarote Videokamera, die in eine spezielle Brille, die der Patient aufsetzt, montiert ist.

Ein ENG/VNG Test evaluiert die Augenbewegungen, da sie einem bewegendem Zielobjekt folgen. Des Weiteren beobachten sie Augenbewegungen bei verschiedenen Kopfhaltungen. Während der kalorischen Prüfung (manchmal auch bi-thermisch kalorisch oder mono-thermisch kalorisch genannt) wird warmes Wasser, kaltes Wasser oder Luft in dem Gehörgang zirkuliert, um die Nystagmus-Reaktion, die durch die Temperaturveränderung stimuliert wird, zu testen.

Rotationstests

Die Rotationstests können ebenfalls evaluieren, wie gut die Augen und das Innenohr zusammenarbeiten. Für jede Kopfbewegung in eine Richtung, gibt es eine Augenbewegung in die entgegengesetzte Richtung. Durch Rotationstests, die ebenfalls die ENG Elektroden oder VNG Brillen nutzen, kann der Untersucher jegliche Augenbewegungen erfassen, während der Kopf sich in verschiedenen Geschwindigkeiten bewegt. Dies liefert zusätzliche Informationen, über die ENG/VNG hinaus, darüber wie gut die Gleichgewichtorgane mitsamt ihrer Verbindungen zu den Augenmuskeln funktionieren. Nicht alle Menschen benötigen in der Diagnosephase die Rotationstests.

Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale (VEMP)

Die VEMP-Untersuchung wird genutzt, um zu beurteilen, ob der Sakkulus und der untere Vestibularnerv intakt sind und normal funktionieren. Während der VEMP-Untersuchung werden dem Patienten Kopfhörer aufgesetzt und kleine Elektroden werden auf die Haut der Nackenmuskulatur geklebt. Wenn über die Kopfhörer Töne übertragen werden, erfassen die Elektroden die Muskelreaktion auf die vestibulären Reize.

Computergestützte dynamische Posturographie (CDP)

Die CDP untersucht die posturale Stabilität. Während ENG/VNG und Rotationstests die visuell-vestibuläre Interaktion beurteilen, liefert die CDP Informationen über die motorische Kontrolle und das Gleichgewicht unter unterschiedlichen Umgebungsbedingungen. Dies ist sehr wichtig, da die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, nicht nur auf die sensorische Information des visuellen und vestibulären Systems beruht, sondern auch auf die sensorische Information, die das Gehirn von den Muskeln und Gelenken erhält, angewiesen ist. Diese somatosensorischen Signale liefern Hinweise über z.B. die Richtung der Kopfdrehung oder die Bodenbeschaffenheit und Neigung der Laufoberfläche. Die CDP untersucht die Beziehung dieser drei sensorischen Inputs. Sie erfasst ebenfalls das Gleichgewicht und die posturale Anpassung, die eine Person, als Reaktion auf die Schwankung der zuverlässigen Informationen, die von dem visuellen und somatosensorischen System geliefert werden, zeigt.

Der Test beinhaltet das Stehen auf einer speziellen Messplatte und normalerweise ein visuelles Ziel. Die Messplatte und/oder das visuelle Ziel bewegen sich und während die getestete Person versucht das Gleichgewicht zu halten, registrieren die Drucksensoren unter der Messplatte die Körpergewichtsverlagerung (die Körperschwankung). Während des Tests wird ein Sicherheitsgurt getragen.

Hörtests

Die Audiometrie misst die Hörfunktion. Hörtests sind aufgrund der engen Beziehung zwischen Innenohr, Gehör und Gleichgewichtsorgan, ein wichtiger Bestandteil einer vestibulären Diagnostik. Sämtliche verschiedene Hörtests, die durch einen Audiologen durchgeführt werden, sind erforderlich. Diese Tests werden in einer schalldichten Kabine durchgeführt. Der Patient setzt einen Kopfhörer mit integriertem Mikrofon auf, so dass der Patient mit dem Audiologen in Kontakt bleiben kann.

Bei bestimmten Personen mit einer vestibulären Erkrankung, ist es nötig, dass das Gehör in regelmäßigen Zeitabständen untersucht wird. Dies ist besonders der Fall, bei Anzeichen auf einen Hörverlust, bei einem Gefühl der Fülle in den Ohren oder Tinnitus (Klingeln im Ohr oder andere Geräusche).

Die Art der Behandlung, die für vestibuläre Erkrankungen verordnet wird, hängt ab von den Symptomen, der Krankengeschichte, der allgemeinen Gesundheit, der Untersuchung durch einen qualifizierten Arzt und den diagnostischen Ergebnissen. Neben der Behandlung der Grunderkrankung, die vielleicht zu der Gleichgewichtstörung beiträgt, kann die Behandlung auch folgendes enthalten:

Vestibuläre Rehabilitationstherapie (VRT)

Behandlung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen

Die VRT benutzt spezifische Kopf-, Körper- und Augenübungen, die so gestaltet sind, dass das Gehirn umtrainiert wird. Hierdurch kann das Gehirn Signale vom vestibulären System erkennen und verarbeiten, und diese mit den Informationen von den Augen und der Propriozeption koordinieren. Die Wahl und Art der VRT Übungen wird von Patient zu Patient anders sein.

Canalith-Repositionsmanöver (z.B. das Epley-Manöver)

Eine spezielle Form von VRT ist für die Behandlung von benignem paroxysmalem Lagerungsschwindel (BPLS) gegeben. Diese Behandlung wird oft das Epley-Manöver genannt und besteht aus einer Serie von speziell entworfenen Kopf- und Rumpfbewegungen, wodurch die winzigen, verlagerten Otolithen sich an einen Ort im Innenohr bewegen, wo sie keine Symptome hervorrufen können.

Übungen für zuhause

Die Übungen für zuhause sind oft ein essentieller Bestandteil der Behandlung. Physio- oder Ergotherapeuten geben den Patienten angemessene VRT Übungen für zuhause, die in einer vorgegebenen Geschwindigkeit durchgeführt werden müssen. Außerdem sollten die Übungen durch ein progressives Fitnesstraining, welches die Kraft erhöht und den Stress vermindert, ergänzt werden.

Ernährungsumstellung

Viele Menschen mit Morbus Menière, mit einem sekundären endolymphatischen Hydrops und migräne-assoziiertem Schwindel finden, dass bestimmte Diätmodifikationen ihnen helfen. Die Vermeidung von Substanzen, welche die Diät ablehnt, wie z.B. Nikotin und bestimmte Medikamente, können ebenfalls Symptome vermindern.

Gesprächstherapie – psychologische Beratung

Symptome einer vestibulären Erkrankung sind unsichtbar und unberechenbar. Dies bedeutet nicht, dass sie imaginär sind, aber dass sie oft zu einer Vielzahl von psychologischen Folgen beitragen. Menschen mit einer vestibulären Erkrankung brauchen oft Unterstützung und profitieren von einer psychologischen Beratung, um besser mit Lebensstilveränderungen, Depressionen, Schuld und Trauer umgehen zu können. Dies kommt daher, dass man weder seine Erwartungen noch die Erwartungen der anderen länger erfüllen kann.

Medikamente

Die Einnahme von Medikamenten für die Behandlung von vestibulären Erkrankungen hängt davon ab, ob die Störung des vestibulären Systems in der initialen oder akuten Phase (dauert bis zu 5 Tagen) oder in der chronischen Phase (andauernd) ist.

Chirurgie

Wenn die medizinische Behandlung nicht bei der Kontrolle des Schwindels effektiv ist und andere Symptome durch die Störung des vestibulären Systems verursacht werden, kann ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Die Art des Eingriffs hängt bei jedem Einzelnen von der individuellen Diagnose und dem Gesundheitszustand ab. Chirurgische Eingriffe bei peripheren, vestibulären Erkrankungen sind entweder korrigierend oder destruktiv. Das Ziel der korrigierenden Operation ist die Funktion des Innenohrs wiederherzustellen oder zu stabilisieren. Das Ziel der destruktiven Operation ist die Produktion der sensorischen Information oder die Weiterleitung dieser Information, vom Innenohr zum Gehirn, zu stoppen.

Akustikusneurinom

Ein Akustikusneurinom ist ein seltener, gutartiger Tumor, der am Nervus vestibulocochlearis entsteht, der das Innenohr mit dem Gehirn verbindet. Dieser Tumor tritt am häufigsten bei Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahren auf, kann aber in jedem Alter vorkommen. Er wächst in der Regel langsam, wobei ein einseitiger Hörverlust oft das erste Symptom ist. Weitere Symptome können Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen und Schwindelanfälle sein. Behandlungsmöglichkeiten umfassen die Beobachtung des Tumors, chirurgische Entfernung oder Bestrahlung. Eine vestibuläre Rehabilitation nach der Operation kann helfen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen zu lindern. In seltenen Fällen kann der Tumor lebensbedrohlich werden, wenn er unbehandelt bleibt und sehr groß wird. Nach der Behandlung kehrt er nur selten zurück.

(Mehr Informationen zum Aukustikusneurinom)

Autoimmune Innenohrerkrankung

Eine autoimmune Innenohrerkrankung entsteht, wenn das Immunsystem das Innenohr fälschlicherweise angreift. Die meisten Fälle sind primär und betreffen nur das Ohr, während 30 % sekundär sind und mit einer systemischen Autoimmunerkrankung verbunden sind. Typischerweise kommt es zu einer fluktuierenden sensorineuralen Schwerhörigkeit auf einem Ohr, die sich über Tage bis Monate verschlimmert und sich schließlich auf das andere Ohr ausbreitet. Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet auch unter Gleichgewichtsproblemen und Schwindel. Die Behandlung umfasst meist Kortikosteroide oder andere immunsuppressive Medikamente. Vestibuläre Rehabilitation kann bei Gleichgewichts- und Schwindelproblemen unterstützen. Hörgeräte oder später ein Cochlea-Implantat können ebenfalls empfohlen werden.

(Mehr Informationen zur autoimmunen Innenohrerkrankung)

Bilaterale Vestibulopathie

Eine bilaterale Vestibulopathie ist eine Schädigung der Gleichgewichtsorgane in beiden Innenohren. Die typischen Symptome umfassen Gleichgewichtsstörungen, einen unsicheren Gang und ein "wackeliges" Sehen bei Kopfbewegungen. Ein Hörverlust kann auftreten, muss aber nicht zwingend vorhanden sein. Die Gleichgewichtsstörungen verschlimmern sich häufig beim Gehen auf unebenem Boden oder in der Dunkelheit. Bestimmte Medikamente sollten vermieden werden, da sie den Schaden verschlimmern können, ebenso wie unsichere Situationen, um Stürze zu verhindern. Eine vestibuläre Rehabilitation kann hilfreich sein. Während manche Menschen sich erholen, leiden andere ein Leben lang unter der Krankheit.

(Mehr Informationen zur bilateralen Vestibulopathie)

Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel

Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist eine der häufigsten Ursachen für Drehschwindel, der vor allem bei Menschen mittleren und höheren Alters auftritt. In der Regel betrifft er nur ein Ohr und erhöht das Risiko für Stürze. Die Erkrankung wird durch winzige Kalziumkarbonatkristalle verursacht, die aus dem Utriculus, einem Teil des Innenohrs, in einen der Bogengänge fallen. Diese verrutschten Kristalle führen zu plötzlichem, kurzem Drehschwindel, der durch bestimmte Kopfbewegungen, wie das Hinlegen oder Umdrehen im Bett, ausgelöst wird. Um den Schwindel zu stoppen, müssen die Kristalle zurück in den Utriculus gebracht werden. Dies kann durch spezielle Befreiungsmanöver, die von einem Arzt oder Schwindel- und Vestibular-Therapeuten durchgeführt werden, erreicht werden. In den meisten Fällen ist nur eine Behandlung notwendig. Seltenere Formen von BPLS sind schwieriger zu diagnostizieren und zu behandeln. BPLS ist unwahrscheinlich, wenn der Drehschwindel länger als eine Minute anhält.

(Mehr Informationen zum benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel)

Bogengangsdehiszenz 

Die Bogengangsdehiszenz ist eine seltene Erkrankung, bei der ein Loch in der knöchernen Abdeckung eines Bogengangs im Innenohr entsteht, meist im superioren Bogengang. Sie tritt häufig bei älteren Erwachsenen auf, kann jedoch in jedem Alter vorkommen. Dieses Loch kann während der fötalen Entwicklung, durch eine Verletzung oder durch im späteren Leben dünner werdende Knochen entstehen. Die Erkrankung verursacht sowohl Hör- als auch Gleichgewichtsprobleme. Betroffene hören oft innere Geräusche wie ihre eigene Stimme, den Herzschlag oder sogar Augenbewegungen. Zur Linderung der Symptome können das Vermeiden von Auslösern, eine Tinnitus-Retrainingstherapie und ein Hörgerät hilfreich sein. Bei schweren Symptomen wird ein chirurgischer Eingriff zur Schließung des Lochs empfohlen.

(Mehr Informationen zur Bogengangsdehiszenz)

CANVAS-Syndrom

Das CANVAS-Syndrom ist ein seltenes neurologisches Syndrom, das das Gleichgewicht beeinträchtigt und vor allem bei Erwachsenen über 50 Jahren auftritt. Es handelt sich um eine langsam fortschreitende Erkrankung, bei der drei Bereiche betroffen sind: die zerebelläre Ataxie (Störung der Muskelkontrolle durch das Kleinhirn), die Neuropathie (Störung der Nerven) und die vestibuläre Areflexie (gestörte Reflexe des Innenohrs). Wenn alle drei Bereiche betroffen sind, können die Gleichgewichtsprobleme besonders stark ausgeprägt sein, wobei Drehschwindel normalerweise kein Symptom ist. Die Behandlung konzentriert sich auf die Kontrolle der Symptome und das Vermeiden von auslösenden Faktoren. Eine vestibuläre Rehabilitation kann dem Gehirn helfen, die fehlenden Signale des Innenohrs zu kompensieren.

(Mehr Informationen zum CANVAS-Syndrom)

Cholesteatom

Ein Cholesteatom ist eine gutartige Hautwucherung, die sich an der falschen Stelle im Mittelohr, hinter dem Trommelfell, bildet. Diese seltene und langsam wachsende Erkrankung kann Menschen jeden Alters betreffen. Ein typisches Frühsymptom ist ein übelriechender Ausfluss aus dem Ohr. Weitere frühe Anzeichen sind Schallleitungsschwerhörigkeit, Druck, Schmerzen oder Taubheitsgefühl im oder um das betroffene Ohr, wobei bei Kindern der Hörverlust am häufigsten ist. Unbehandelt kann ein Cholesteatom Teile des Innenohrs schädigen, die für Hören und Gleichgewicht wichtig sind. Eine Operation ist in der Regel notwendig und erfolgreich, wobei das Wachstum selten zurückkehrt. Nach der Operation muss das Ohr meist lebenslang regelmäßig von einem HNO-Arzt gereinigt werden.

(Mehr Informationen zum Cholesteatom)

Erweitertes vestibuläres Aquädukt

Das erweiterte vestibuläre Aquädukt (EVA) ist eine angeborene Erkrankung, bei der die normalerweise schmalen Kanäle, die vom Innenohr in den Schädel verlaufen, vergrößert sind. Diese Anomalie entsteht wahrscheinlich während der fötalen Entwicklung aufgrund eines genetischen Problems. EVA kann isoliert auftreten oder in Verbindung mit anderen Syndromen. Zu den Symptomen zählen Schallempfindungsschwerhörigkeit, Drehschwindel und Gleichgewichtsstörungen, wobei junge Menschen, insbesondere Kleinkinder bis hin zu Personen in den 20ern, am häufigsten betroffen sind. Um einem plötzlichen Hörverlust nach einer leichten Kopfverletzung oder einer extremen Veränderung des Luftdrucks vorzubeugen, wird oft Gehörschutz empfohlen. Eine spezifische Behandlung zur Verringerung oder Verlangsamung des Hörverlusts gibt es nicht. Ein Cochlea-Implantat kann eine Option sein, birgt jedoch gewisse Risiken.

(Mehr Informationen zum erweiterten vestibulären Aquädukt)

Isolierte Otolithenfunktionsstörung

Die isolierte Otolithenfunktionsstörung ist ein Sammelbegriff für Störungen des Maculaorgans, das aus Sacculus und Utriculus besteht. Diese Otolithen im Innenohr leiten wichtige Informationen über die Kopfposition und -bewegung an das Gehirn weiter. Eine Otolithenfunktionsstörung kann isoliert oder in Verbindung mit anderen Problemen des Gleichgewichtsorgans, insbesondere der Bogengänge, auftreten. Zu den Symptomen gehören ein fehlgeleitetes Gefühl für nicht-rotierende Bewegungen, Kippbewegungen und plötzliche Sturzattacken. Zwei spezifische vestibuläre Funktionstests werden zur Untersuchung der Otolithen eingesetzt. Eine vestibuläre Rehabilitationstherapie, die auf die Aktivierung der Otolithen abzielt, scheint hilfreich zu sein. Die Forschung ist jedoch weiterhin dabei, die beste Definition, Diagnose und Behandlung dieser Störung zu ermitteln.

(Mehr Informationen zur isolierten Otolithenfunktionsstörung)

Labyrinthinfarkt

Ein Labyrinthinfarkt ist eine ernste Form eines leichten Schlaganfalls, der ein Warnzeichen für einen größeren Schlaganfall sein kann. Dabei wird die Arterie, die das Innenohr mit sauerstoffreichem Blut versorgt, verengt oder blockiert. Zu den Symptomen gehören plötzlicher Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und ein plötzlicher Hörverlust auf einem Ohr. Da dies ein medizinischer Notfall ist, sollte sofort der Notruf gewählt werden. Besonders Menschen zwischen Mitte 50 und Anfang 60 Jahren sind betroffen, doch es kann in jedem Alter auftreten, insbesondere bei Personen mit weiteren Schlaganfall-Risikofaktoren. Die Diagnose wird in der Regel in einer Notaufnahme gestellt, und die sofortige Behandlung umfasst Medikamente, um weitere Schäden zu verhindern und das Risiko eines größeren Schlaganfalls zu reduzieren. Es ist wichtig, alle Folgetermine wahrzunehmen, da das Risiko für einen größeren Schlaganfall erhöht ist. Dennoch haben über 80 % der Patienten mit dem damit verbundenen Hörsturz einen positiven Krankheitsverlauf.

(Mehr Informationen zum Labyrinthinfarkt)

Labyrinthitis

Labyrinthitis ist eine Entzündung des Innenohrs, die häufig durch eine Virusinfektion verursacht wird. Sie führt zu einem plötzlichen, schweren Anfall von Drehschwindel, der oft mit Übelkeit, Erbrechen sowie Hörverlust oder Hörverzerrungen einhergeht. Es ist wichtig, andere ernsthafte Ursachen für plötzlichen Schwindel, wie beispielsweise einen Schlaganfall, auszuschließen. Die akute Phase dauert in der Regel 2 bis 3 Tage und klingt meist von selbst ab, wobei unterstützende Behandlungen helfen können. Die Rückkehr zum normalen Alltag, einschließlich der Arbeit, ist in der Regel innerhalb von 2 Wochen möglich. Wenn Schwindel und Gleichgewichtsstörungen nach mehreren Monaten noch bestehen, kann eine vestibuläre Rehabilitation hilfreich sein. In einigen Fällen kann ein dauerhafter Hörverlust auftreten, wobei ein Hörgerät oder gegebenenfalls ein Cochlea-Implantat Abhilfe schaffen kann.

(Mehr Informationen zur Labyrinthitis)

Mal de Débarquement-Syndrom

Das Mal de Débarquement-Syndrom (MdDS), übersetzt "Krankheit des Aussteigens," wird häufig nach langen Reisen in einem Boot, Auto, Zug oder Flugzeug ausgelöst. Es betrifft vor allem Frauen mittleren Alters und unterscheidet sich von der üblichen Reisekrankheit. Das Hauptsymptom ist ein ständiges Gefühl der Bewegung, das jedoch bei passiver Bewegung, wie in einem fahrenden Auto, abklingt. Die Ursachen können ein Problem mit dem vestibulo-okulären Reflex (VOR), Hormonspiegelveränderungen oder eine Art vestibuläre Migräne sein. MdDS ist in der Regel eine chronische Erkrankung, die Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten kann. Die Behandlung umfasst Medikamente und vestibuläre Rehabilitation, während experimentelle Methoden wie das VOR-Protokoll und Hirnstimulation ebenfalls in Betracht gezogen werden.

(Mehr Informationen zum Mal de Débarquement-Syndrom)

Morbus Menière

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die Schwindel und Hörverlust verursachen kann. Die Anfälle dauern in der Regel mehrere Stunden an und betreffen meist nur ein Ohr. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die am häufigsten bei Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahren auftritt. Zu den häufigen Symptomen gehören Hörverlust, Tinnitus und ein Druckgefühl im betroffenen Ohr. Die Intensität und Art der Symptome variieren von Person zu Person, wobei die Anfälle von leicht bis schwer reichen können. Durch Anpassungen im Lebensstil, den Einsatz von Medikamenten und vestibuläre Rehabilitation lassen sich die Symptome und die langfristigen Auswirkungen auf das tägliche Leben in vielen Fällen gut kontrollieren.

(Mehr Informationen zu Morbus Menière)

Neuritis Vestibularis

Neuritis Vestibularis ist ein plötzlicher und schwerer Anfall von Drehschwindel, der oft mit Übelkeit und Erbrechen einhergeht, jedoch ohne Hörverlust auftritt. Die Ursache liegt in einer Störung des Gleichgewichtsnervs, wodurch Signale, die das Gleichgewicht steuern, das Gehirn nicht erreichen können. Die Erkrankung tritt als einmaliges großes Ereignis auf und kommt nicht wiederholt vor. Am häufigsten sind Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren betroffen, obwohl sie in jedem Alter auftreten kann. In der akuten Phase, die normalerweise 2 bis 3 Tage dauert, wird eine unterstützende Behandlung durchgeführt. Gleichgewichtsprobleme und Gangunsicherheiten können jedoch mehrere Wochen oder Monate anhalten. Eine vestibuläre Rehabilitation kann den Genesungsprozess unterstützen. Ein erneutes Auftreten ist selten, und die meisten Betroffenen erholen sich vollständig.

(Mehr Informationen zur Neuritis Vestibularis)

Otosklerose

Otosklerose ist eine komplexe Störung, bei der es zu einem abnormalen Knochenwachstum im Mittelohr kommt. Dieses Wachstum führt dazu, dass die winzigen Knochen, die den Schall leiten, mit den umliegenden Knochen verwachsen, wobei in der Regel beide Ohren betroffen sind. Otosklerose ist eine der häufigsten Ursachen für Schallleitungsschwerhörigkeit bei jungen Erwachsenen, wobei Geschwindigkeit und Ausmaß des Hörverlusts unvorhersehbar sind. Wenn das Knochenwachstum bis ins Innenohr reicht, kann dies auch Schwindel und Gleichgewichtsprobleme verursachen. Hörgeräte sind in der Regel die erste Wahl zur Behandlung, wobei sich bei 80 % der Patienten das Hörvermögen nach einer minimalinvasiven Operation verbessert. Ein gesunder Lebensstil kann helfen, die Herausforderungen, die mit einem unerwarteten Hörverlust einhergehen, besser zu bewältigen.

(Mehr Informationen zur Otosklerose)

Perilymphfistel

Eine Perilymphfistel ist eine abnormale Öffnung oder ein Riss in einer oder beiden Membranen, die das Mittel- und Innenohr voneinander trennen. Diese Störung kann zu plötzlichem oder fortschreitendem Hörverlust sowie zu Schwindelanfällen, insbesondere Drehschwindel, führen. Obwohl sie selten vorkommt, ist die Perilymphfistel eine umstrittene Erkrankung, bei der sich Experten nicht einig über Definition, Diagnose oder Behandlung sind. Die Ursachen können vielfältig sein, darunter Krankheiten, Druckverletzungen von außen oder innen, oder sie kann ohne erkennbaren Grund auftreten. Die Behandlung umfasst oft die Vermeidung von Auslösern, die Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen oder in einigen Fällen eine Operation.

(Mehr Informationen zur Perilymphfistel)

Persistierender postural-perzeptiver Schwindel

Der persistierende postural-perzeptive Schwindel (PPPD) ist eine häufige Ursache für langanhaltenden Schwindel, der drei Monate oder länger andauern kann. Bei einigen Menschen entwickelt sich PPPD nach einem auslösenden Ereignis, wie einer anderen Gleichgewichtsstörung. Anstatt sich vollständig zu erholen, bleibt das Gehirn in einem Zustand höchster Alarmbereitschaft und überreagiert auf Reize. Oftmals beginnt die Angst, durch bestimmte Auslöser verstärkt zu werden, was das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen kann. Dies führt zu einem Teufelskreis: Je mehr die Angst zunimmt, desto stärker werden die Symptome. Wichtig ist, dass die Symptome real sind und keine psychische Krankheit darstellen. Die Behandlung von PPPD umfasst in der Regel eine "Umschulung" des Gehirns durch vestibuläre Rehabilitation, Medikamente und Beratung. Obwohl es keine schnelle Lösung gibt, ist mit Zeit, Verständnis und der richtigen Behandlung eine Heilung möglich.

(Mehr Informationen zum persistierenden postural-perzeptiven Schwindel)

Presbyvestibulopathie

Presbyvestibulopathie, auch bekannt als altersbedingter Schwindel und Gangunsicherheit, ist eines der häufigsten Probleme bei älteren Menschen. Sie hat viele Ursachen, die sich oft überschneiden, einschließlich einer altersbedingten Verschlechterung des Gleichgewichts und anderer Körpersysteme. Diese Störung wird oft durch eine oder mehrere andere Erkrankungen verschlimmert, die die Gleichgewichtsfunktion beeinträchtigen können. Die Einnahme von vier oder mehr Medikamenten erhöht das Risiko, ebenso wie ein unsicherer Gang, Angst vor Stürzen, Verlust von Muskelmasse, Sehstörungen, Dehydrierung, Blutdruckanomalien, Denkstörungen, Blasen- oder Darmerkrankungen, Fußprobleme, Alkoholkonsum, degenerative Erkrankungen des Gehirns und Herzerkrankungen. Es ist wichtig, bei Symptomen einen Arzt zu konsultieren, da diese ein Anzeichen für ernsthafte Gesundheitsprobleme sein könnten. Presbyvestibulopathie kann gefährlich sein, wenn es zu einem Sturz kommt, und die Lebensqualität stark einschränken. Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten zur Behandlung und Linderung dieser Symptome.

(Mehr Informationen zur Presbyvestibulopathie)

Reisekrankheit und Cyber Sickness

Reisekrankheit wird durch den Aufenthalt in einem fahrenden Fahrzeug verursacht, während Cyber Sickness durch das Betrachten von sich bewegenden Inhalten auf digitalen Geräten ausgelöst wird. In beiden Fällen kommt es zu Übelkeit oder Unwohlsein, die normalerweise innerhalb weniger Stunden nach Beendigung der Bewegung oder der digitalen Sitzung abklingen. Diese Beschwerden entstehen durch eine sensorische Fehlanpassung oder einen Widerspruch zwischen den Signalen, die das Gleichgewichtssystem an das Gehirn sendet. Wenn solche Situationen unvermeidbar sind, können verschiedene Strategien helfen, die Symptome zu reduzieren. Vestibuläre Rehabilitation kann das Gehirn darauf trainieren, sich an diese Auslöser zu gewöhnen. Zudem können bestimmte Medikamente vorbeugend eingenommen werden, um Reisekrankheit zu verhindern oder zu lindern.

(Mehr Informationen zur Reisekrankheit und Cyber Sickness)

Schwindel und Gleichgewichtsstörungen nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma

Nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma (SHT) kann das vestibuläre System, also das Gleichgewichtssystem, geschädigt werden. Ein SHT kann dabei sowohl die gleichgewichtsrelevanten Strukturen des Innenohrs als auch des Gehirns oder beides beeinträchtigen. Die auftretenden Symptome hängen davon ab, welche Teile des Gleichgewichtssystems betroffen sind. Die Beurteilung und Behandlung von Schwindel nach einem SHT muss individuell angepasst werden. Die meisten Betroffenen erholen sich vollständig, aber eine Minderheit leidet unter anhaltenden Symptomen, die als postkommotionelles Syndrom bezeichnet werden.

(Mehr Informationen zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma)

Vestibuläre Migräne

Vestibuläre Migräne ist durch wiederholte Schwindelanfälle gekennzeichnet, die meist ohne gleichzeitige Kopfschmerzen auftreten. Sie ist die zweithäufigste Ursache für Schwindel und betrifft etwa 1 von 100 Menschen. Die vestibulären Symptome umfassen Drehschwindel, Gangunsicherheit oder Schwindel, der durch Kopfbewegungen und andere Faktoren ausgelöst wird. Der Schweregrad und die Kombination der Symptome können von Anfall zu Anfall variieren. Diese Anfälle dauern in der Regel mehrere Stunden bis Tage und können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Da die Symptome oft anderen Erkrankungen ähneln, wird vestibuläre Migräne häufig nicht erkannt oder falsch diagnostiziert. Eine genaue Diagnose kann in der Regel nur ein Facharzt stellen, der mit vestibulärer Migräne vertraut ist. Die Behandlung umfasst das Vermeiden von Auslösern, Lebensstiländerungen und die Einnahme von Medikamenten, um Anfälle zu stoppen oder abzuschwächen. Vestibuläre Rehabilitation kann hilfreich sein, sollte jedoch erst in Betracht gezogen werden, wenn die Anfälle gut kontrollierbar sind. Eine kontinuierliche Behandlung kann die Lebensqualität deutlich verbessern und sowohl die Anfälle behandeln als auch verhindern.

(Mehr Informationen zu vestibulärer Migräne)

Vestibularisparoxysmie

Vestibularisparoxysmie ist eine Erkrankung, die durch kurze, wiederkehrende Schwindelanfälle gekennzeichnet ist. Sie tritt am häufigsten bei Menschen in ihren 40ern und 50ern auf, kann jedoch in jedem Alter vorkommen. Die Ursache liegt in Schäden oder Druck auf den Nervus vestibulocochlearis, der Signale vom Innenohr zum Gehirn leitet. Die Anfälle treten meist ohne Vorwarnung auf und dauern weniger als eine Minute. Diese Erkrankung ist ungewöhnlich und in der Regel chronisch. Sie kann oft mit krampflösenden Medikamenten behandelt werden, in einigen Fällen wird jedoch auch eine Operation in Betracht gezogen.

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Vestibulotoxizität

Vestibulotoxizität bezeichnet eine vorübergehende oder dauerhafte Schädigung des Vestibularorgans durch bestimmte Medikamente und Chemikalien, tritt jedoch zum Glück nur selten auf. Besonders gefährdet sind Ungeborene, sehr kleine Kinder, Hörgeschädigte und ältere Menschen. Diese Schädigung kann durch Aminoglykosid-Antibiotika, platinbasierte Chemotherapeutika, Mefloquin, Lösungsmittel, Organophosphate und Schwermetalle verursacht werden. Bei der Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen, wie bösartigen Tumoren und schweren Infektionen, kann eine Exposition unvermeidbar sein, während in anderen Fällen ungiftige Alternativen den Schaden verhindern könnten. Einige dieser Substanzen schädigen sowohl das Gleichgewichts- als auch das Hörsystem, während andere nur eines der beiden Systeme betreffen. Einmal verlorene vestibuläre oder Hörfunktionen können nicht wiederhergestellt werden, daher ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um bleibende Schäden zu verhindern. Die vestibuläre Rehabilitation ist die wirksamste Behandlung für Gleichgewichtsstörungen, und Hörgeräte oder ein Cochlea-Implantat können bei Hörverlust helfen.

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