Vestibuläre Erkrankung

Labyrinthitis

Diese Informationen sind als allgemeine Einführung in dieses Thema gedacht. Da jeder Mensch anders von Gleichgewichts- und Schwindelproblemen betroffen ist, solltest du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprechen, um dich individuell beraten zu lassen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet und auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Die in dieser Patienteninformation verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

Was ist eine Labyrinthitis?

Eine Labyrinthitis ist eine Entzündung des Innenohrs. Sie verursacht einen plötzlichen, heftigen Schwindelanfall, der meist mit Übelkeit, Erbrechen und einem gewissen Grad an Hörverlust einhergeht. Dieser Anfall kann Stunden oder Tage andauern.

Die Labyrinthitis wird meist durch eine Infektion verursacht. In den meisten Fällen erholen sich die Betroffenen vollständig von der Labyrinthitis. Aber je nach Ursache der Infektion kann die Labyrinthitis manchmal zu dauerhaftem Hörverlust und Schäden am Gleichgewichtsorgan führen.

Die Labyrinthitis ist der Neuritis Vestibularis ähnlich, aber es gibt einige Unterschiede:

  • Die Neuritis Vestibularis betrifft den Vestibularisnerv, der die Signale vom Innenohr zum Gehirn leitet; die Labyrinthitis betrifft das Innenohr selbst.
  • Die Neuritis Vestibularis verursacht in der Regel keine Hörprobleme, aber die Labyrinthitis führt oft zu Hörverlust oder verzerrtem Hören.

Die Labyrinthitis wird manchmal auch Otitis interna genannt.

Zusammenfassung

Wodurch wird eine Labyrinthitis verursacht?

Im Labyrinth des Innenohrs befinden sich Organe, die für das Gleichgewicht und das Hören wichtig sind. Dazu gehören:

  • die Bogengänge und Maculaorgane, die spüren, wenn sich dein Kopf neigt und dreht. Das Gehirn nutzt diese Signale, um dir zu helfen, das Gleichgewicht zu halten
  • die Hörschnecke (Cochlea), die Schallwellen in Nervenimpulse umwandelt, damit du hören kannst

Bei einer Labyrinthitis ist die Auskleidung dieser Organe entzündet (gereizt). Das stört die Nervensignale, die sie produzieren, und verursacht Probleme mit dem Gleichgewicht und dem Hören.

Woher kommt die Entzündung?

Die Entzündung wird meist durch eine Infektion verursacht. Viele verschiedene Infektionen können eine Labyrinthitis verursachen:

  • Virale Infektionen sind die häufigste Ursache für Labyrinthitis. Dazu gehören Erkältungen, Influenza (Grippe), Herpes, Masern, Mumps, Röteln, Polio und Windpocken.
  • Seltener können sich bakterielle Infektionen wie Mittelohrentzündungen oder bakterielle Meningitis auf das Innenohr ausbreiten und eine Labyrinthitis verursachen. Die häufigsten Bakterien sind Haemophilus influenzae oder Streptococcus pneumoniae. Dank der routinemäßigen Impfung im Kindesalter sind diese beiden Bakterien jedoch selten geworden.

In seltenen Fällen können auch Autoimmunkrankheiten eine Labyrinthitis verursachen. Bei diesen Erkrankungen sieht das Immunsystem die eigenen Organe und Gewebe des Körpers als Eindringlinge an und greift sie an.

Die bakterielle Labyrinthitis führt manchmal zu dauerhaften Veränderungen im Innenohr, wo Knochen in der Hörschnecke wachsen und einen dauerhaften Hörverlust verursachen können. Dies ist eine ernste Komplikation der bakteriellen Meningitis. Sie tritt häufiger bei Kindern auf.

Der erste Anfall von Labyrinthitis, die so genannte akute Phase, umfasst in der Regel die folgenden Symptome:

  • Drehschwindel
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmus)
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Hörverlust oder verzerrtes Hören
  • Tinnitus
  • Ein Druckgefühl in den Ohren
  • Fieber
  • Verschwommenes oder wackeliges Sehen

Schmerzen sind normalerweise kein Symptom für eine Labyrinthitis. Wenn es Schmerzen gibt, kann das ein Anzeichen für eine behandelbare Infektion sein, z. B. Herpes oder eine bakterielle Infektion.

Die akute Phase dauert normalerweise zwei oder drei Tage, kann aber auch eine Woche oder länger andauern. Sie ist oft schwerwiegend und einschränkend im Alltag. Menschen, die sich in der akuten Phase der Labyrinthitis befinden, können oft nicht aufstehen oder gehen und müssen sich unter Umständen unkontrolliert übergeben.

Nach der akuten Phase können Menschen mit Labyrinthitis immer noch Gleichgewichtsprobleme, Hörverlust, Tinnitus und Schwierigkeiten beim Fokussieren oder Konzentrieren haben. Plötzliche Kopfbewegungen können Schwindelgefühle auslösen. Diese Phase kann sich über Wochen oder Monate hinziehen.

Diagnose einer Labyrinthitis

Eine Labyrinthitis wird in der Regel von einem Neurologen in der Notaufnahme diagnostiziert werden. Er wird eine gründliche Anamnese erheben, eine neurologische Untersuchung und verschiedene Tests, um die Funktion deines vestibulären Systems zu beurteilen, durchführen.

Labyrinthitis hat einige der gleichen Symptome wie ein Schlaganfall, ein Tumor am Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv) oder andere Erkrankungen des Innenohrs, deshalb muss dein Arzt ernsthafte Erkrankungen sorgfältig ausschließen. Dein Arzt wird auch versuchen, herauszufinden, welche Art von Infektion die Symptome verursacht.

Möglicherweise werden bei dir einige der folgenden diagnostischen Tests durchgeführt:

  • Hörtests
  • Vestibuläre Funktionsuntersuchung
  • Otoskopische Untersuchung
  • Bildgebung (CT- oder MRT-Scans)
  • Bluttests

Behandlung der Labyrinthitis

Die akute Phase der Labyrinthitis klingt normalerweise von selbst wieder ab. Die Behandlung in dieser Phase zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und es dir so angenehm wie möglich zu machen. In schwereren Fällen einer Infektion kann jedoch eine Operation erforderlich sein.

Bei vielen Menschen klingen die Symptome innerhalb weniger Wochen ab. Wenn deine Symptome jedoch lange anhalten, brauchst du möglicherweise eine zusätzliche Behandlung, um wieder zur Normalität zurückzukehren. Dazu gehört in der Regel die vestibuläre Rehabilitation.

Therapieoption

Unterstützende Behandlung in der akuten Phase

In den ersten Tagen, in denen du akute Symptome hast, musst du dich im Bett ausruhen und viel Wasser und Flüssigkeit trinken.

Wenn du erbrichst und das Erbrechen nicht unter Kontrolle bringen kannst, könnte dies zu einer Dehydration führen. Möglicherweise musst du dann für kurze Zeit in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

Weitere Behandlungen in der akuten Phase können sein:

  • Medikamente zur Verringerung des Schwindelgefühls, entweder durch den Mund, durch eine Injektion oder durch eine intravenöse Leitung, wie z. B. Dimenhydrinat oder Ondansetron
  • Intravenöse Flüssigkeit, um die – durch das Erbrechen – verlorene Flüssigkeit zu ersetzen
  • Steroide, um die Entzündung zu reduzieren

Möglicherweise erhältst du auch Medikamente zur Behandlung der Infektion, die die Labyrinthitis verursacht. Wenn zum Beispiel der Verdacht auf eine bakterielle Infektion besteht, können dir Antibiotika verabreicht werden.

Innerhalb von ein paar Tagen sollte es dir besser gehen. Die meisten Menschen können innerhalb von 2 Wochen wieder arbeiten und bemerken nach ein paar Monaten keine Symptome mehr.

Therapieoption

Vestibuläre Rehabilitation

Manchmal verschwinden die Symptome der Labyrinthitis nicht vollständig und du hast vielleicht noch Monate oder in sehr seltenen Fällen jahrelang Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. In diesen Fällen kann eine vestibuläre Rehabilitation helfen.

Die vestibuläre Rehabilitation ist eine Übungstherapie. Sie soll deinem Gehirn helfen, die Gleichgewichtskontrolle wieder zu erlernen und auf die Signale des vestibulären und visuellen Systems zu reagieren. Ein zertifizierter IVRT® Schwindel- und Vestibular-Therapeut wird ein geeignetes Übungsprogramm mit dir erstellen.

Denk daran, dass die vestibuläre Rehabilitation Zeit und Mühe kostet. Dein Therapeut wird dir die Übungen beibringen, die du machen musst, aber du bist derjenige, der sie regelmäßig durchführen muss!

 

 

 

 

 

Wie geht es weiter?

Was du in Zukunft erwarten kannst.

Die meisten Menschen erholen sich vollständig von einer Labyrinthitis, aber bei manchen dauert es länger als bei anderen.

Manche Menschen entwickeln nach einer Labyrinthitis einen dauerhaften Hörverlust. Dies ist besonders häufig bei Kindern der Fall, die eine bakterielle Meningitis haben, die sich zu einer Labyrinthitis entwickelt hat. Der Hörverlust kann teilweise oder vollständig sein. Menschen, die infolge einer Labyrinthitis einen dauerhaften Hörverlust haben, können ein Hörgerät gebrauchen. In manchen Fällen können sie auch ein Cochlea-Implantat erhalten. Dabei handelt es sich um ein Gerät, welches die Cochlea umgeht und elektrische Signale an das Gehirn sendet.

Es ist selten, dass jemand mehr als einen Anfall einer Labyrinthitis hat. Wenn die Symptome wieder auftreten, ist es wichtig, einen Spezialisten aufzusuchen. Die Symptome können auch durch eine andere Innenohrerkrankung verursacht werden, z. B. Morbus Ménière.

 

Um diese Patienteninformation möglichst kurz zu halten, haben wir auf eine detaillierte Referenzliste verzichtet. Diese kann aber jederzeit unter info@ivrt.de angefordert werden.